RHEINGOLD SB4ü-28 10 708 Köln Bbf 1932 Foto: DLA, Bellingrodt Link: www.eisenbahnstiftung.de
RHEINGOLD SB4ü-28 10 708 Köln Bbf 1932 Foto: DLA, Bellingrodt Link: www.eisenbahnstiftung.de

Die besonders anspruchsvollen Reisenden des RHEINGOLD-Express, die überwiegend aus Großbritannien mit der Kanalfähre in Hoek van Holland ankamen, erlebten auch in den Salonwagen der damaligen 2. Klasse einen besonderen Komfort.

Es gab keinen dezidierten Speisewagen. Statt dessen wurden alle Reisenden an ihrem bequemen Platz so bedient, wie man das damals in einem Luxushotel und vermutlich auch daheim erwartete.

SB4ü-28 Nr. 24 508 Salonwagen 2. Klasse Foto: Westwaggon Link: RWWA
SB4ük-28 Nr. 24 508 Salonwagen 2. Klasse Foto: Westwaggon Link: RWWA

Jedem Reisenden stand in der 2. Klasse in zwei Großräumen ("Salons" für Raucher und Nichtraucher) bequeme Plätze in 2+1-Teilung vis-á-vis mit Tisch zur Verfügung. Die beiden Salons des SB4ü-28 und -29 verfügten über 31 Plätze. Für die maximal 72 Reisenden in den beiden von der Küche Speisewagens betreuten 2.-Klasse-Salonwagen waren 6 MITROPA-Mitarbeiter zuständig: Oberkellner, Küchenchef, 2 Kellner, ein Koch und ein Küchenhelfer.

Serviert wurden neben einem (englischen) Frühstück jeweils frisch zubereitete, internationale Speisen und auch regionale Spezialitäten aus den vom Zug befahrenen Regionen sowie selbstverständlich High Tea.

So verbrachten die zumeist britischen Reisenden als gefragte Devisenbringer ihre Reise nach Köln, durch das Rheintal nach Heidelberg, Basel, Luzern oder Mailand auf angenehmste Weise. Dafür war zusätzlich zum Fahrpreis der 2. Klasse noch ein besonderer Zuschlag zu entrichten.

RHEINGOLD in Hoek van Holland 1938 Foto: RVM Link: www.eisenbahnstiftung.de
RHEINGOLD in Hoek van Holland 1938 Foto: RVM Link: www.eisenbahnstiftung.de

Die Wagen waren bei Lieferung im unteren Teil und am Wagenkopf in hellviolett gehalten, die Fensterbereiche crèmefarben. Die Anschriften "MITROPA", "DEUTSCHE REICHSBAHN" und die Klassenziffern sowie die Zierbemalung waren messingfarben bzw. aus Messing.
1932 wurden die Wagen umlackiert, statt hellviolett war die Grundfarbe nun pflaumenblau . Zudem wurde ab 1929 an den Salonwagen unter den Fenstern bei den Einstiegstüren mit Messingbuchstaben die Anschriften "RHEINGOLD" angebracht. Die Wagennummern wurden auf 10 5xx, 10 7xx und 105 00x geändert. Angeblich war alle goldfarbenen Anschriften und Zierlinien mit Blattgold belegt.

WC des SB4ü-28 Köln 24508 Foto: Westwaggon Link: RWWA
WC des SB4ü-28 Köln 24508 Foto: Westwaggon Link: RWWA

Alle 6 Wagen waren 23,5m lang erhielten Drehgestelle der Bauart "Görlitz II schwer" für besonders ruhigen Lauf. Lieferanten waren LHB, Wegmann, O&K und Westwaggon. 1932 wurden die Drehgestelle auf die Bauart "Görlitz III schwer" getauscht, um eine bessere Laufruhe zu erreichen.

1929 wurden weitere 2 SB4ü-29 von O&K unverändert nachgebaut.

Die Wagen 10 704, 10 506 und 10 710 wurde 1934 als einzelne Kurswagen für die Kurse nach Amsterdam und Luzern in gemischtklassigen Wagen SAB4ük-28/34 mit kleiner Küche umgebaut.

Im Sommer 1939 mit Beginn des Krieges endete dieser Komfort, da der internationale Reiseverkehr eingestellt wurde.

DRG SB4ük-28 Bauart "Rheingold"
Wagennummer
bei Ablieferung
Wagennummer bei Umzeichnung 1934 Verbleib nach 1945 Umbau zu Verbleib
Kln 24 502 10 702 Köln

DR (Bizone) DB AB4ü-28/51 blau
Nr. 11 355
+10/68
Kln 24 504

10 704 Köln
ab 1934 SAB4ü

DR (Bizone)

DSG WR4üe-28/51 36pl.

1236

8/73->Privat (Bonn)
Kln 24 506 10 706 Köln
ab 1934 SAB4ü
DR (Bizone)

DB AB4ü-28/51 blau
Nr. 11 356

72->FEK
Kln 24 508 10 708 Köln DR (Bizone) DB AB4ü-28/51 blau
Nr. 11 357
FEK
Kln 24 510 10 710 Köln
ab 1934 SAB4ü
?   verm. Kriegsverlust
Kln 24 512 10 7112 Köln DR (Bizone) AB4ü-28/51
blau
Nr. 11 539
->FEK
Kln 24 514 10 714 Köln ?   verm. Kriegsverlust
Kln 24 516 10 716 Köln ?   verm. Kriegsverlust

Kein Wagen dieser Bauart ist mit unveränderter Ausstattung erhalten geblieben. Bei den Speisewagen wurden auch die Wagenkästen geändert.

Anmerkung zur 2. Klasse:

Heute ist dies die 1. Klasse. Die damalige erste Klasse "für Höchste und allerhöchste Herrschaften" wurde nach 1918 in Deutschland nur noch im internationalen Verkehr angeboten. Dies waren im wesentliche Zubringerzüge zu Seehäfen oder Züge, die Deutschland durchquerten oder Berlin mit dem rest der Welt verbanden. Zum Sommerfahrplan 1956 entfiel diese 1. Klasse europaweit und die 2. und 3. Klasse wurde jeweils nominell heraufgezeichnet, ohne sich zunächst zu ändern. Neu eingeführt wurde damals der Trans-Europ-Express (TEE), der durch einen Zuschlag den dort gebotenen besonderen Komfort möglich machte. Vorhandene 1. und 2. Klasse-Wagen und Abteile wurden denen der neuen 1. Klasse tariflich gleichgestellt. Die Wagen des RHEINGOLD waren zu diesem Zeitpunkt bis auf die DSG-Wagen 1230 bis 1234 ihres besonderen Komforts beraubt.

Bedeutung der Wagenbezeichnung:

"S" = Salonwagen

"B" = 2. Klasse

"4" = Drehgestellwagen mit 4 Achsen in zwei Drehgestellen

"ü" = Wagen mit wettergeschützter Durchgangsmöglichkeit zum nächsten Wagen

"k" = kleine Küche

Text und Fotos, soweit nicht anders vermerkt ©Will Berghoff 2019