Der "Brillendoktor" - das meine ich mit Respekt! - also Dr. René Wilfer, hat erkennbar einen erfolgreichen Masterplan bei der Modellpolitik. Mit der Auswahl der aus dem vorhandenen Formenbestand gefertigten E 10 153 im Ablieferungszustand hat er erneut eine Lücke getroffen, die bisher anderswo nur durch E 41 abgedeckt wurde.
Die noch junge, sich organisierende Deutsche Bundesbahn hatte ihre Identität noch nicht gefunden. Gerade erst hatte man sein Symbol entwickelt - den "Keks", aber erste Lieferungen erfolgten noch im äußerlichen Erscheinungsbild nach den Grundsätzen der untergegangenen Deutschen Reichsbahn. So wurde auch die E 10 158 als eine der ersten ausgelieferten Serien-Loks Anfang 1957 noch mit den typischen Gussschildern am Aufbau und nicht am Rahmen abgeliefert. Die Lok ist bis in die 60er so in Betrieb gewesen.
Roco hat die endgültige Anlieferungsform mit der unglücklich gewählten E 10 158 gewählt, die bereits nach etwas über einem Jahr schwer verunglückte.
Piko hat dieses Erscheinungsbild mit vertretbarem Aufwand nachgebildet. Die "Kritik" bezieht sich daher mehr auf das, was bemerkenwert angepasst wurde als auf die wenigen, nicht wirklich bedeutenden oder behebbaren ernsteren Fehler. Zudem ist ja schon das Grundmodell ohne größere Mängel.
- Farben der Lok und Position der Schilder sowie Inhalte sind korrekt, die Lackierung sehr gut und trennscharf.
- Die Schilder sind aus Kostengründen nur aufgedruckt.
Eine Ätzbeschilderung wäre wünschenswert, kann aber am Markt nachträglich beschafft werden. - Über dem Führerstand 2 hat PIKO eine moderne Antenne montiert. Diese kann einfach abgezogen werden. Wer mag, kann das winzige Loch verspachteln.
- Das obere Spitzenlicht war bei Ablieferung bis Mitte der 1960er Jahre ebenso groß wie die beiden unteren Spitzenlichter. Alle trugen einen schwarzen Gummiring. Piko hat dies nachgebildet, leider aber beim Glaseinsatz den moderneren kleineren Chromring ebenfalls beibehalten, was leider deutlich auffällt.
- Die unteren Spitzenlichter tragen innen, wie schon bei ROCO gesehen, einen eigenen roten Lichtleiter für das Schlusslicht. Spitze und Schluss sind getrennt schaltbar (DCC)
- Die Lok wurde nur mit der Hauptluftleitung (HLL) abgeliefert. Die Hauptluftbehälterleitung (HLB) wurde erst später nachgerüstet. Es sind daher nur zwei Bremskupplungen beigefügt und zu montieren.
Das für den Rahmen der DB-Einheitselektrolokomotiven charakteristische, erkennbar zugeschweißte "Loch" zwischen E-Kupplungshalterung und Steckdose (s. Foto Röth) wurde nicht nachgebildet. - Die Kupplungsschächte haben "Ohren" zum Aufnehmen der Fahrwerksverkleidung bei den E 10.3/E 10.12. Sie sind daher zu deutlich sichtbar. Hier kann man selbst nacharbeiten.
- Die Griffstangen zum Führerstand sind in der Ausführung der Serienlieferung ab 1962 montiert. Das ist schade, weil im Formenfundus bei Piko die passenden Griffstangen vorhanden sind. Ich werde in einem gesonderten Beitrag auf den nicht ganz einfachen Umbau eingehen.
- Der Pantographenantrieb ist leider in der typischen Frontansicht sehr grob gehalten und passt nicht zum hohen Formenniveau des Modells. Hier kann man derzeit nur selbst eine Blechummantelung auf den Antrieb der 151 kleben oder die Nachbildung einens anderen herstellers verwenden.
- Die Platine ist noch die alte PIKO-Standardplatine mit PLUX22 und akzeptiert also jeden PLUX22-Dekoder. Eine Führerstandsbeleuchtung gibt es nicht, wohl aber eine Maschinenraumbeleuchtung (schaltbar). Raum für Lautsprecher und Pufferkondensator ist reichlich vorhanden.
- Die Puffer sind fluchtgefährdet
- Das Fahrverhalten analog mit Impulswellenregler und DCC mit LokPilot5 ist einwandfrei.
Ich habe den Führerstand innen leicht farblich nachgearbeitet und die Griffstangen ausgetauscht. Zudem habe ich die Haftreifenachsen gegen haftreifenlose Achsen getauscht.
Damit ist dieses Modell für mich eine Bereicherung meiner Sammlung und wird auch den RHEINGOLD und RHEINPFEIL sowie diverse F-Züge befördern.
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