Wagen
Was wäre eine Modellbahn ohne Wagen? Es ist ja nicht Sinn des Bahnbetriebes, Lokomotiven über die Gleise fahren zul lassen. Sie dienen nur dem Zweck, Züge aus Wagen zu befördern. Dennoch siond Wagenmodelle allzu häufig das Stiefkind der Presse und des Interesses der Modellbahner.
Hier stelle ich Berichte über Wagenmodelle "just out of the box" ein. Im Bereich "Modellbau" finden sich Beiträge zu weiteren Wagenmodellen, die allerdings Änderungen über sich ergehen lassen mussten.
Die Modellbesprechungen finden Sie in den jeweiligen Unterkategorien.
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Reisezugwagen
Reisezugwagen sind Wagen, die zum regulären Transport von Menschen gebaut wurden. Es können reine Sitzwagen sein, aber Wagen mit zusätzlichen Eigenschaften wie Halbspeisewagen, Küchenwagen, Halbgepackwagen, Steuerwagen oder Wagen mit Bar und/oder Aussichtsabteil.
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Gepäckwagen
Gepäckwagen sind solche Wagen, die dazu bestimmt sind, in Reisezügen Gepäck, Fahrräder und Expressgut zu transportieren. Zur Zeit der Deutschen Bundesbahn und ihrer Vorgänger musste auch Rollstuhlfahrer die Reise im Gepäckwagen durchführen, da normale Reisezugwagen nur selten und erst ab den 80ern des 20. Jahrhunderts für die Nutzung durch Rollstuhlfahrer eingerichtet waren. Auch Expressgut wurde häufig in Reisezug-Gepäckwagen transportiert.
Zunächst war ihre Kennung "Pw", in den 60ern wurde dann auf das international übliche "D" umgestellt. Die Kennung "Pw" blieb als "Pwg" für Güterzugbegleiwagen in Gebrauch.
Gepäckwagen hatte, je nach Typ, unterschiedliche besondere Ausstattungen:
- Seitengang oder offenen Bauweise
- Zollabteil für den grenzüberschreitenden Verkehr
- Fischwanne
- Tierabteil (früher vom Bahnsteig aus zugängig, Türen wurden in den 50ern verblecht und zugeschweißt
- Kühllager für Speisewagenversorgung
- Waschgelegenheit für Personal
- Küche
- Zugführerabteil mit Zugbeobachtungsfenster (seitlich oder als Dachaufsatz)
- Postlager (verschließbar)
- Ladehilfen (z.B. Aufzüge im DD4ümg)
DSG Speisewagen
Vollspeisewagen (nicht Vorratswagen WRtümg und auch nicht Küchen- und Halbspeisewagen) wurden in der Ep. III bis 1966 nicht von der DB betrieben, sondern waren Eigentum der Deutschen Schlaf- und Speisewagen-Gesellschaft DSG in Frankfurt/M. Auch einige Jahre nach der Übernahme der Speisewagen durch die DB behielten die Wagen das DSG-Emblem - ebenso wie die seit jeher nur von der DSG bewirtschafteten Halbspeisewagen. Etwa 1973 wurden das DSG Symbol von den Wagen entfernt.
Die Nachbildung der Schlaf- und Speisewagen der DSG war lange Zeit ein Stiefkind der Modellbahnindustrie. So gab es von Märklin und der damals noch eigenständigen TRIX über lange Jahre lediglich ein völliges Phantasieprodukt als Schlaf- und als Speisewagen.
Für Käufer zeigte sich der besondere Reiz der Speisewagen durch ihre auffällige, rote Farbgebung. Tatsächlich waren in vielen Reisezügen nicht-rote und damit unauffällige Halbspeisewagen und Küchenwagen im Einsatz, die der Industrie nur wenig attraktiv erschienen. Seit einigen Jahren bessert sich das Angebot - die meisten Modelle sind aber deutlich kompromißbehaftet. Interessanterweise stellen die uralten Liliput-Modelle der 70er noch immer eine wesentliche Alternative dar.
Für meinen Betrachtungszeitrum der Bewirtschaftung der Speisewagen bei der Deutschen Bundesbahn durch die DSG bestimmen Einsatzzeitpunkt, Einsatzzweck und historische Entwicklung eine große Rolle.
Nach dem 2. Weltkrieg liefen die noch vorhandenen und betriebsfähigen Speisewagen zunächst nur in den Zügen der Besatzungsmächte - in dem Zustand, in dem sie den Krieg überstanden hatten. Nach und nach erhielten die MITROPA und die DEUTSCHE REICHSBAHN, ab 1950 DSG und DEUTSCHE BUNDESBAHN, ihre Wagen zurück.
Dazu gehörten:
- Die meist nicht verblechten, mit TEAK-Holz verkleideten Speisewagen, die bereits die MITROPA bei ihrer Gründung 1916 aus Beständen der übernommenen Betriebe und der C.I.W.L bis 1958 einsetzte
- Die standartisierten Neubau-Speisewagen, die die MITROPA zwischen 1928 und 1942 in drei Serien bauen ließ
- Exoten wie ein nicht abgeholtes Geschenk an Mussolini oder Speisewagen aus dem Wagenpark der ehemaligen Reichsregierung
- Die Wagen des ehemaligen FD "RHEINGOLD", die z. T. in Vollspeisewagen umgebaut wurden
- D-Zug-Reisezugwagen und D-Zug-Gepäckwagen der Stahlbauarten, die mit einer Küche ausgestattet worden waren, aber keine Restauranteinrichtung hatten
- Renovierte Reisezugwagen, in die eine Küche und ein Restaurantbereich eingebaut wurde sowie Ganzzüge wie der "Henschel-Wegmann-Zug", die Schnelltriebwagen FDt, die Neubautriebwagen VT 07, VT08, VT 10 und VT11 - alle für den Betrieb im neuen F-Zug-Netz
- ein provisorischer Vollspeisewagen DSG 555 Ham, umgebaut aus einem Lazarettwagen
- Küchen- und Halbspeisewagen, die aus Umbauten der reichlich vorhandenen, meist leer vorgefundenen Eilzugwagen der Bauarten 1930 und 1936 geschaffen wurden
Gleichzeitig begannen die DSG und die DB damit, auf Basis neuer Konstruktionen bei Reisezugwagen auch Halb- und Vollspeisewagen zu entwickeln, die den Altbestand ablösen sollten:
- Die beiden 1949 in Auftrag gegebenen Doppelstock-Leichtschnellzüge erhielten je einen Wagen mit unten liegender Küche und oben liegendem Speiseabteil
- Mit den 1952 beginnenden Fertigung der modernen F-Zug-Wagen wurden auch Halbspeisewagen gebaut
- Auch die ab 1952 entstehenden LS-Züge erhielten neue Halbspeisewagen - und Büffetwagen
- Für den 1962 eingeführten, besonders luxuriösen F-Zug "RHEINGOLD-EXPRESS" wurden neu konzipierte, eineinhalbstöckige Speisewagen mit Klimatisierung gebaut
- 1964 erhielt die DSG dann den neuen Standard-Bautyp des klimatisierten, 27,5m-langen Vollspeisewagens, der alle weiteren Konstruktionen bestimmen sollte
- 1964 wurde auch nach einem Baumuster ein Küchen- und Vorratswagen für Urlaubszüge entwickelt
- 1965 wurde der aus dem WR4ümh-64 entwickelte neue, klimatisierte Halbspeisewagen vorgestellt.
- Bestandswagen der Bauart 1939/1942 ("Schürzenwagen") wurden laufen überholt, renoviert und technisch verbessert. Sie erhielten Klimatisierung, Öl- und Gas-Feuerung statt Kohleöfen, autarke Ölheizung und moderne Drehgestelle zum Betrieb mit 160km/h
- Die zunehmende Elektrifizierung und schärfere Bestimmungen zum Arbeitsschutz und zur Hygiene führten zur Einführung von Speisewagen und Halbspeisewagen mit elektrisch betrieben Küchen und Kühlschränken. Der Betrieb der TEE-Züge und neue, generelle Produktfarben der DB ab 1973 führten zur Lackierung neuer und von Bestandswagen in das neue Farbschema.
- Viele Wagen erlebten mehrere Farbvarianten
1966 übernahm die DEUTSCHE BUNDESBAHN die DSG-eigenen Speisewagen in ihren Bestand, ließ die DSG aber die Wagen weiter bewirtschaften.
QUICK-PICK und BISTRO-Konzept änderten die Reisendenverpflegung grundlegend. 1994 ging die DSG in der MITROPA auf. Im Jahr 2002 übernahm die DEUTSCHE BAHN AG die Bewirtschaftung der Bord-Bistros.
Viele Vorbildtypen sind mittlerweile als gute Modelle verfügbar, aber etliche Typen fehlten völlig wie der verbreitete Büffetwagen BRbuüm (erschien endlich Ende 2020 von A.C.M.E), die erste und letzte Serie der WR4ü-28 und WR4ü-30 oder bedürfen einer zeitgemäßen Überarbeitung wie die Schürzenspeisewagen WR4üe-39.
Ich habe mich bemüht, alle am Markt angebotenen, mäßstäblichen Speisewagenmodelle hier vorzustellen. Die Vollspeisewagen sind unten als Linkliste gelistet, Beiträge zu allne bewirtschafteten Wagenkönnen über das seitliche Menü erreicht werden.
Text und Fotos, soweit nicht anders vermerkt: ©Will Berghoff 2018
Güterzugwagen
Der Transport von Waren machte ursprünglich den wesentlichen Teil des Bahnbetriebes aus und war auch fast immer Anlass zum Bahnbau. Güterwagen wurden sehr früh vereinheitlicht, weil das Umladen an Bahnbetreibergrenzen und die Rückführungen der Wagen zum Betreiber sehr aufwendig war. Bereits die Staatsbahnverbände des Kaiserreiches und mit ihnen kooperierende Bahnbetreiber beschafften Wagen nach einheitlichen Zeichnungen (Verbandsbauart). Diese Zeichnungen wurden auch in Details immer verbindlicher und führten zu Wagen der sog. Austauschbauart, an denen alle Bauteile untereinander austauschbar waren. Die Deutsche Reichsbahngesellschaft führte die Einheitsgüterwagen ein, die kurz darauf als Kriegsgüterwagen entfeinert und noch weiter vereinheitlicht wurden.
Die meisten vereinheitlichten Güterwagen wurden in hohen Auflagen von 10.000 bis mehr als 20.000 Stück beschafft.
Bei der Deutschen Bundesbahn entstanden in den frühen 50er Jahren neuen Einheitsbauarten, die teilweise aus alten Fahrgestellen neu aufgebaut wurden und so die Kriegsverluste ausglichen und den Güterwagenpark deutlich modernisierten. Heute sind alle diese Wagen mit Ausnahme von Schüttgutwagen aus dem Betrieb genommen.
Die Spezialwagen der privaten Einsteller haben sich stets an den aktuellen Vorgaben der Staatsbahn orientiert. Einige Spezialwagen sind auch heute noch im Einsatz.
Auch die Vereinheitlichung konnte eine Vielzahl von Varianten nicht verhindern und so kämpft die Modellbahnindustrie auch weiterhin damit, Bauteile zu stimmigen Modelle zusammenzuführen - was nicht immer gelingt...
C.I.W.L.-Internationale Schlaf- und Speisewagen
Die "Compagnie Internationale des Wagons-Lits C.I.W.L.", in Deutschland auch "Internationale Schlaf- und Speisewagen-Gesellschaft" oder "ISG" genannt, betrieb in Europa die meisten bewirtschafteten Schlaf- und Speisewagen sowie berühmte Luxuszüge, die die Hauptstädte von Moskau bis Rom, Madrid, Paris, Berlin, Wien und London miteinander und mit dem Balkan und Vorderasien verbanden. Besonders bekannt ist der "Orient-Express" London-Istanbul mit Anschluss an die Bahnen nach Bagdad, Kairo und Jeddah. Die Wagen der Gesellschaft waren Blau/Gold, die Luxuswagen Blau/Beige/Gold gestaltet und fielen in den Zügen, denen sie oft als Kurswagen beigestellt waren, entsprechend auf. Von 1945 bis 1953 betrieb sie allein alle Schlafwagen und Speisewagen auch in den Internationalen Reisezügen, die in den Westzonen Deutschlands liefen. Danach kooperierte sie eng mit der DSG, betrieb in Deutschland gemeinsame Werkstätten und vertrat die DSG im Ausland und in Ostberlin. In vielen Zügen trafen die Mitarbeiter beider Gesellschaften auf zusammen.
Der Wagenpark war vielfältig, denn die Gesellschaft ließ überall in Europa bauen. So liefen auch viele Wagen mit den britischen, schmäleren Profil in Kontinentaleuropa.
Ihr meist in Messing gegossenen Firmensymbol war weilweit bekannt. Weitere Informationen gibt es auf den Seiten der Freunde der Wagons-Lits.
DSG-Schlafwagen
Schlafwagen bleiben bis 1974 im Eigentum der DSG. Die Bewirtschaftung aller bewirtschafteten Wagen und Züge oblag bis 1994 der DSG (mit Ausnahme einiger internationaler Verbindungen und Verbindungen in oder durch die DDR).
Die Nachbildung der Schlaf- und Speisewagen der DSG war lange Zeit ein Stiefkind der Modellbahnindustrie. So gab es von Märklin und der damals noch eigenständigen TRIX über lange Jahre lediglich ein völliges Phantasieprodukt als Schlaf- und als Speisewagen.
Seit einigen Jahren bessert sich das Angebot - die meisten Modelle sind aber deutlich kompromißbehaftet. Interessanterweise stellen die uralten Liliput-Modelle der 70er noch immer eine wesentliche Alternative dar.