Von Roco/Sachsenmodelle gab es bereits Modelle dieses Behelfsschlafwagens in unterschiedlichen Ausführungen. Bereits vor ESU hatte BRAWA diese Bauart angekündigt, hat sich dann aber bis 2018 mit der Auslieferung Zeit gelassen.
Den sehr gelungenen ESU AD4yse als eine Variante der ESU-Modelle hatte ich in 2016 in der 2. Auflage beschrieben. Bevor ich nun alle meine Roco-Wagen gegen neuere Modelle tausche, wollte ich das BRAWA-Modell Einheitseilzugwagen E36 abwarten und prüfen.
Deshalb müssen die ROCO-Modelle ersetzt werden:
Leider hatte ROCO seinerzeit die untere Fensterlinie entsprechend den E30 konstruiert und damit viel zu hoch - ein sehr auffälliger Fehler der ansonsten damals beispiellos detaillierten Wagen.
Fazit: Meine Enttäuschung über die BRAWA-Modelle ist groß:
- Es beginnt bei der schwabbeligen Verpackung, die die Wagen nicht ausreichend schützt. Im Geschäft fand ich einen Wagen, der verkehrt herum verpackt war und dadurch erheblich beschädigt. Alle Verpackungen der Lieferung waren unansehnlich verformt.
- Mein BR4ye (46 176) hat teilweise verbogene Griffstangen,
- Einige Griffstangen haben in der Längenmitte nach außen große Angußstege
- Die Türgriffstangen sind unten korrekt am Rahmen angebracht, ESU hat hier montagebedingt die Grifstangen in Türbereich enden lassen.
- ein lose herumrutschendes Bodengewicht und augenscheinlich eine nicht korrekt eingebaute Inneneinrichtung, denn sie sitzt schief und zu hoch (beides nur beim beim BR4ye). Das fällt besonders bei den Tischen auf, deren Fläche statt unter der Fensterunterkante eben darüber sitzt. Beim Schlafwagen fällt hier kein Fehler auf.
- Beim WLB4ye sitzen einige mittige Fenster nicht eben mit der Außenfläche.
- Die Bremsen am Drehgestell hingen beim BR4ye schief.
- Zudem rollt der Wagen so rauh, als wären die Räder auf dem Schotter unterwegs und ohne Spitzenlager. Andere Käufer berichten über ebenfalls eiernde Räder und nicht korrektes Spurmaß.
Ein kurzes Video (Youtube) zeigt, wie die Räder meines Modells "eiern".
- Die Kopfgestaltung entspricht dem Zustand vor 1955 mit Leitern bis zum Dach, oben liegenden Schlußlichthaltern, ohne E-Warnpfeile. Beim Untersuchungsdatum 30.11.1957 hätten bereits tiefliegende, angeschweißte Schlusslichthalter vorhanden sein müssen. Ein Photo von Joachim Claus, Würzburg 3.6.59, zeigt den 19110 möglicherweise in der von BRAWA gewählten Kopfbestückung und den Türklinken an allen Lounge-Türen. Das ist nicht schlüssig wegen der da schon geltenden Unfallverhütungsvorschriften, aber wohl nicht widerlegbar.
Optisch sind im Vergleich zum ESU-Modell einige Abstriche zu machen:
- Die Faltenbalge sind nicht gefedert
- Die Innenraumdetaillierung ist einfacher gehalten, kann aber vom Käufer mit matten Farben leicht aufgepeppt werden, denn die Inneneinrichtung ist nach Abnahme des Daches gut herausnehmbar.
- Es sind keine Gardinen nachgebildet - für einen Schlafwagen ungewöhnlich, für diesen mit seinen gut einsehbaren Liegen undenkbar. So lässt sich der Wagen ja nur im Abstellbahnhof aufstellen.
- BRAWA hat sich nicht um die Darstellung der nicht benutzbar gemachten Einstiegstüren gekümmert, ESU hingegen, wie man am AD4yse sieht, sehr gründlich.
- Die WC-Fenster der C4i-Wagenkästen sind in ihrer Lage korrekt, bei ESU leider nicht bei der ersten Auflage.
- Die Dachausrüstung entspricht nicht dem Vorbild, es ist die Einheitsdarstellung des C4üpwe.
- Gut hingegen ist die vollständige Nachbildung des individuellen Fahrzeugbodens.
- Die Anschriften und Linien sind in einem ungewähnlich dunklen Gelb ausgeführt. Dieser Wagen hatte zu keiner Zeit gelbe Linien und Anschriften. Roco und ESU haben dies richtig ausgeführt. Die angeschrieben Gattungsbezeichnung WLP4ü ist fragwürdig. Seit 1952 galt für Pullman-Bauarten mit geschlossenem Übergang das y als Zusammenfassung von ü und p. Richtig wäre wohl WLC4y(e) bzw. ab SoFpl. 1956 WLB4y(e).
- Die Drehgestelle wirken unschärfer geformt, die Achslagerfederpakete sind zu klein und "matschig". Im Gegensatz zum ESU-Drehgestell hat das BRAWA-Drehgestell nur eine außermittige Anlenkung, ist also für den notwendigen Umbau z.B. der FLEISCHMANN-35er nicht geeignet. Das ohnehin bessere ESU-Drehgestell ist aber leider nicht einzeln verfügbar - nur deshalb bedauere ich diesen Unterschied. Für die Funktion am Modell ist dies nicht relevant.
- Bei BRAWA sind viele Details als Ersatzteil gelistet - ein Vorteil gegenüber ESU, wenn sie auch verfügbar bleiben.
Der Wagen ist für Innenbeleuchtung mit der Platine BRAWA 2212 vorbereitet (8-Punkt-Stromabnahme). Es muss allerdings gelötet werden. Für AC-Betrieb ist ein Mittelschleifer BRAWA 2222 verfügbar.
Eingezogene Faltenbälge mit Detaillierungsteilen und die Teile für die Pufferbohlendetaillierung (nur für Vitrine) liegen bei. Gummiwülste sind als Ersatzteil bereits gelistet, ebenso Rundpuffer. Das lässt auf weitere Varianten hoffen.
Es bleibt bei BRAWA, wie wir es gewohnt sind - niemals die erste Auflage kaufen und hoffen, dass es eine zweite Auflage geben wird. Farbdiskussionen sind mit diesem Hersteller allerdings ergebnislos - siehe erneute Wiederauflage 2018 der 3yge erneut in RAL6020.
Richtig daneben griff BRAWA dann 2020 mit dem WR4yke DSG Nr. 555.
Text und Fotos, soweit nicht anders vermerkt: ©Will Berghoff 2018