98.11 GtL 4/5 (Umbau) Bausatzbericht

Umbau einer Fleischmann H0 4097/4098 in die Schweinfurter 98 1120 mit dem Bausatz von Modelloco ML234

Model Loco ML234 98.11 (Messemuster 1993)

Seit Ende 1995 lieferte Grandspot unter dem Markennamen DJH Model Loco einen Umbausatz auf Basis des Fahrwerkes der Fleischmann GtL 4/4 DRG/DB 98.8-9. Der Bausatz ist - wie alle DJH-Bausätze nach deutschen Vorbildern - nicht mehr lieferbar. Schon vor mehr als 10 Jahren habe ich die Montage des Umbausatzes begonnen, doch erst jetzt die Teile bekommen, die eine sinnvolle Fertigstellung ermöglichen.

 

Auch das Vorbild entstand durch Umbau aus der letzten Lieferserie der 98.8-9. Mit diesem Umbau konnte die Streckenhöchstgeschwindigkeit von 40 km/h auf 55 km/h heraufgesetzt werden. Die letzten Einsätze erlebte diese Maschine im Bereich des BW Schweinfurt auf der Strecke Neustadt/Saale - Bad Königshofen i.Gr. . Mit der 98 1125 wurde 1968 die letzte Maschine dieses Typs außer Dienst gestellt und leider 1970 verschrottet. Eine Maschine, die 98 1106, verblieb nach 1945 in Thüringen und wurde bis Ende der 50er Jahre in Meiningen eingesetzt.

Auf den ersten Blick erscheint dieser Umbau trivial - und so wird auch der Bausatz am Markt als Anfängerbausatz platziert.

Für alte Hasen wird jedoch schnell erkennbar, dass viele Konstruktionsmerkmale auf den Ursprung dieses Bausatzes hinweisen. Die frühere Fürstenfeldbrucker Firma Merker+Fischer (M+F), vielen auch als "Murks&Fummel" ein Begriff, hat das Gesamtprogramm an DJH abgegeben. Dieses Programm ist nun ein Teil von Grandspot. Auch ein Bausatz der 98.11 war einmal im Angebot von M+F und viele Teile hieraus sieht man im aktuellen Bausatz wieder - mit allen typischen M+F-Attributen. Allerdings wurde der Bausatz von DJH so adaptiert, dass er sich auf ein modifiziertes Fahrwerk der Fleischmann-98.8 montieren lässt. Das erfordert viele Kompromisse. Der wichtigste ist, dass eine Kupplungsmontage für heute übliche Modellbahnkupplungen nicht vorgesehen ist.

Es gibt für fast alle rechtwinklig zu montierenden Messingbleichteile Passschlitze und Passflächen. Nur - sie passen nie! Die Schlitze müssen grundsätzlich aufgeweitet werden, da unsauber geätzt. Dies geht am einfachsten mit einem als Fräse wirkenden 0.5mm-Bohrer. Alle Passflächen müssen verschmälert werden, oft genug nicht von beiden Seiten. Hier ist ständiges Prüfen und Feilen angesagt.

Die Bauanleitung selbst ist spärlich und lässt viele Fragen offen.

Model Loco ML234 98.11 Übersicht

Es gibt ein hohles 'Gewicht' (45, Weissmetall-Balken in Bildmitte), dass keinesfalls eingebaut werden kann, da an dessen Stelle der Mashima-Motor (leider ohne Schwungmasse) sitzt.

Achtung! Der Motor ist auf allen Abbildungen hier falsch angebracht - er muss um 90° gedreht, also mit den runden Seiten nach oben und unten montiert werden.

Die untere Bodenplatte sollte nicht am Anfang, sondern erst nach Fertigstellung unter der oberen Bodenplatte angebracht werden. Sonst werden alle Aufbauten schief, da die Passflächen und Passstifte möglicherweise zu lang gelassen wurden. Sie lassen sich später leichter abfeilen als vorher anpassen. Die Motorbefestigung auf den Fotos ist falsch. Der Motor muss mit den flachen Seiten zur Seite hin eingebaut werden. Nutzt man die in der Anleitung nicht erwähnte Motorstütze zum Einbau über dem Luftbehälter, liegt der Motor zu hoch und greift nicht in das Schneckenrad. Bewährt hat sich die Methode, ein kleines Stück dünnes Seidenpapier zwischen Schnecke und Schneckenrad zu legen, den Motor mit Sekundenkleber unter den beiden Passstiften zu befestigen und dann diese Lagerstellen mit Uhu plus endfest300 auszugiessen. Danach kann das Seidenpapier herausgedreht werden, das Getriebespiel stimmt - aber der Motor steht Richtung Rauchkammer etwas hoch. Somit muss im Kessel unter dem Dampfdom erhebliches Material entfernt werden werden. Nach der Montage lässt sich der Motor nicht mehr ohne Gewalt ausbauen, da eine der beiden Motorbefestigungsschrauben verdeckt und verklebt ist.

ML 98.11 Fahrwerk ML 98.11 Aufsicht ML 98.11 Hochzeit

Die Befestigung des Vorläufers ist äußerst primitiv. Zudem fehlte bei meinem Bausatz die Bund-Hülse. Die Maßangabe für die Fahrwerkskürzungen sind eher vage und falsch.

Der Vorschuh ist ohne jede Detaillierung, er muss unbedingt durch Winkelprofile und korrekte Schienenräumer ergänzt werden. Völlig unerklärlich ist, dass die Original-Pufferbohle nach Kürzung mit den alten Fleischmann-Spitzenlaternen weiterverwendet werden soll, wenigstens den Umlauf hätte man bis über die Pufferbohle verlängern sollen. Die Bodenplatte ist nicht mehr ausreichend befestigt, wenigstens die mittlere Befestigungsschraube, die bisher das Lokgehäuse hielt, sollte durch eine geeignete selbstschneidende Schraube ausgetauscht werden. Diese Probleme kann man umgehen. indem man den Vorläufer von Gebhardt Reitz verwendet. Allerdings bietet dieser zu wenig "Fleisch", um die Radabdeckungen zu befestigen. Es macht aber auch keinen Sinn, die Abdeckungen am Vorläufer zu belassen, da dann die notwendige Ausnehmung an den Rahmenseiten die Detaillierung zerstören.

ML 98.11 Fahrwerkansicht v. unten ML 98.11 Vorschuh orig. ML ML 98.11 Vorschuh Reitz ML 98.11 Vorläufer

Die Messinggusszurüstteile schmeißt man am besten weg, sie stammen wohl noch aus den M+F-Formen von 1975 und sind sehr unsauber gefertigt. Alle notwendigen Teile finden sich für zusätzliches teures Geld im Angebot von Reitz, Weinert und Günther. Auch Teile von BRAWAs 98.10 sind brauchbar. Von guter Qualität sind lediglich die gedrehten Griffstangenhalter. Allerdings bilden sie ein englisches Muster nach und sind für Bayern nicht typisch.

Der Kessel ist aus Weissmetall. Die Sandfallrohre sind mit Ventil am Kessel angespritzt.

Die Schieberkästen entsprechen nicht dem Vorbild, sie sind nur halb so hoch und reichen nicht bis an die Wasserkästen. Gebhardt Reitz liefert genau passende Kästen.

Dach und Wasserkästenseitenteile sind vorgebogen, müssen aber geringfügig nachgebogen werden.

Die Räder kann man bei der Werkstatt J. Witteyer oder bei Holger Gräler für RP25 oder Proto87 etc. mit Teichmann-Radrohlingen herstellen lassen. Bausatz und Kleinteile beziehe ich über Pürner, SB-Modellbau liefert auf Anfrage einen empfehlenswerten Faulhaber-Motorisierungsatz Nr. 99075.

Ich habe eine 6-polige NEM-Schnittstelle an sehr feinen Litzen im Führerstand eingebaut.

wird fortgesetzt und weiter mit Bildern aus der Bauzeit ergänzt.
Letzte Änderung: 15.12.2017 ©Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!