Die grundsätzlichen Anmerkungen zu den BRAWA E36 der ersten Auslieferung Januar 2018 habe ich an anderer Stelle bereits genannt. Hier geht es nur um die Betrachtung des Modells Kat. Nr. 46176

BRAWA 46176
BRAWA 46176

Bisher gab es Modelle dieser Typenreihe bereits von Liliput (70er Jahre), Roco (90er Jahre), Fleischmann (2000er Jahre) und ESU (2015). Ein weiteres Modell wäre nur erforderlich, wenn es die Fehler der bereits am Markt befindlichen Modelle nicht aufweisen würde.

BRAWA 46176
BRAWA 46176

Leider enttäuscht BRAWA hier teilweise und unnötig.

  • Im Gegensatz zu Roco stimmen die Fensterlagen und Abmessungen
  • Im Gegensatz zu ESU stimmt auch die Lage des WC-Fensters
  • Die Dachausstattung ist komplett und richtig
  • Das "DSG-SPEISERAUM"-Schild passt nicht zum Untersuchungsdatum. Es hätte ein Ansteckschild wie ein Zuglaufschild sein müssen. Die aufgemalten, großen Beschriftungen gab es erst in den 60ern. Das Gelb ist zu dunkel - diese Schilder hatten statt Gelb tatsächlich Beige als hellen Farbton.
  • Dem einsamen DSG-Adler, der bei diesem aufgemalten Schild überflüssig wäre, fehlt der rote Hintergrund.Er wäre zudem nicht aufgemalt, sondern eine Rotgussplakette gewesen. Diese Plakette gibt es bei Kuswa.
    BRAWA 46176
    BRAWA 46176
  • Die Anschrift "Kein Einstieg für Reisende" wurde erst später auf den Türblättern aufgemalt.
  • Dieser Wagen wurde am Küchenende auffällig umgebaut, der Wagenkasten über die innere Einstiegstür vorgezogen. Auch die Fensterteilung wurde verändert. BRAWA hat dies nicht nachgebildet.
  • Um die Rutschgefahr bei Nässe zu mindern, erhielten alle DB-Wagen ab 1950 im Rahmen von Aufarbeitungen (also auch die E30 und E36 in den Modernisierungsprogrammen wie Cilly und Ida) Gitterrosttritte anstelle von Holztritten. Hier hat ESU die Tritte korrekt nachgebildet, BRAWA leider nicht.
  • Der Wagen hätte ovale Tische mit Einzelsesseln haben müssen (wie AR4ümg-53, VT 08.5, AR4üe-29/51)
  • Die Inneneinrichtung ist nicht so fein detailliert wie bei ESU
  • Tischlampen fehlen nicht - bei diesem Wagen waren die typischen DSG-Lampen an den Seitenwänden zwischen den Fenstern montiert.
  • Die sehr feinen Einstiegsgriffe sind mit sichtbaren Angüssen belassen und oft verbogen
  • Mein Exemplar wies ein lose herumrodelndes Gewicht auf
  • Die Inneneinrichtung war schief und zu hoch eingebaut. Dadurch ragen die Tischoberflächen sogar über die Fensterbrüstung.
  • Der Wagen rollt schlecht und rauh
  • Die Räder der Halbachsen "eiern" aufgrund schlecht gemachter Achshülsen

Um dies zu richten, habe ich den Wagen teilweise zerlegt:

BRAWA 46176
BRAWA 46176

Nach dem vorsichtigen Abnehmen des Daches lässt sich die Inneneinrichtung herausnehmen und das lose Gewicht in seine präzise Einpassung legen.

BRAWA 46176
BRAWA 46176

Die Inneneinrichtung ist extrem modular aufgebaut. Ovale Tische und Einzelsessel wären kein Problem gewesen. Der überstehende Stift der Befestigung des mittleren Tisches verhindert einen planen Einbau der Inneneinrichtung. Deshalb rodelt das Gewicht. Mit einer matten Lackierung der Sitze, anthrazitgrauer Färbung des Bodens sowie etwas Messingfarbe an den Armlehnen und den Gepäckhalterungen kann der Modellbahner die Einrichtung noch verbessern:

  • Boden: mittelgraues Linoleum®
  • Sitzbanke: Stahlror verchromt, Sitzbezüge tannengrünes, strukturiertes Lederimitat, Gepäckablage messingfarben lackiert
  • Wände: mittelbraun, farblos lackierte Buchenholzdeckleisten
3.-Klasse-Bereich IDA-Umbau (Fotolink: Eisenbahnstiftung, Foto Werksfoto Scheying)
3.-Klasse-Bereich IDA-Umbau (Fotolink: Eisenbahnstiftung, Foto Werksfoto Scheying)
Speisebereich im Blauer Enzian - Henschel-Wegmann-Zug Foto: DB
Speisebereich im "Blauer Enzian" - Henschel-Wegmann-Zug Foto: DB
So in etwa sah auch der Speisebereich der 1952 umgebauten CR4ye aus. Die Stühle waren aber nur mit Kunstleder dünn gepolstert
BRAWA 46176
BRAWA 46176

Der Boden muss an der Unterseite auch im vertieften Bereich geebnet werden, sonst passt es auch bei richtig eingesetztem Gewicht nicht. Es sind dann je Seite 12 Klipse beim Einsetzen zu drücken - ohne dabei Schaden durch Gegendruck am Unterboden oder der Einrichtung anzurichten...

Das Dach hat Passfugen, die die Seitenwände richten. Auch hier ist viel Vorsicht beim Zusammenbau geboten. Häufig sollte man das Dach nicht abnehmen, die feinen Haken und Nuten werden nicht ewig halten.

Insgesamt ist die formtechnische Präzision der Teile begeisternd. Die Griffstangen an den Einstiegen sind extrem fein und "flutschen" dennoch perfekt in ihre Aufnahmelöcher und finden dort festen Halt. Diese Präzision korrespondiert leider nicht mit den zugeklecksten Drehgestellen und dem schlechten, rauhen und unrunden Lauf der Achsen.

 

BRAWA Drehgestell Görlitz III leicht mit 4. Federung
BRAWA Drehgestell Görlitz III leicht mit 4. Federung
ESU Drehgestell Görlitz III leicht mit 4. Federung
ESU Drehgestell Görlitz III leicht mit 4. Federung
Drehgestell Görlitz III leicht mit 4. Federung (Foto: Aumühle 2011)
Drehgestell Görlitz III leicht mit 4. Federung (Foto: Aumühle 2011)

Auf Basis dieser Konstruktion wird BRAWA auch den aus einem C4i entstanden Hamburger Speisewagen WR4yke Nr. 555, den die DSG 1950 übernommen hat, nachbilden. Hier sind keine äusseren Anpassungen erforderlich.

Ein Fundus an Informationen mit vielen Fotos aus der Ep. IV findet sich in der Beitragskette vom 16.10.2016 in DSO.

 

Text und Fotos, soweit nicht anders angegeben: ©Will Berghoff 2018